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Tausch von Gemeindeland sorgt für Zwist in Arbergen

"Sterbebegleitung" für die Marsch

Von Matthias Koch

"Wir hatten keine Wahl": Pastor Friedhelm Blüthner stellte sich der Kritik der Marsch-Aktivisten. Foto: M. Koch
Pastor Friedhelm Blüthner

Arbergen. Lange kämpfte die Bürgerinitiative "Rettet die Marsch" gemeinsam mit der Arberger Kirchengemeinde gegen die gigantische Gewerbeansiedlung im grünen Gürtel Bremens. Nachdem die Gemeinde kürzlich einem Tauschgeschäft mit der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) zugestimmt hat, knirscht es nun heftig in den Reihen der Marsch-Aktivsten.

"Heißt das Spiel hier jetzt Zeugniskonferenz oder spanische Inquisition?", fragte der Arberger Pastor Friedhelm Blüthner, angesichts der Kritik die ihm beim jüngsten Treffen der BI entgegenschlug.

Hintergrund: Bislang hatte sich die St. Johannis Gemeinde strikt geweigert elf Hektar ihres Gemeindelandes, das heute wie ein "grüner Fingerzeig" (Blüthner) mitten im mittlerweile mit Kleie-Boden verfüllten, zweiten Bauabschnitt des Gewerbegebiets Hansalinie liegt, an die BIG zu verkaufen. Kürzlich stimmte der Gemeinderat nun einem Tauschgeschäft zu.

Im Gegenzug dafür, dass die Gemeinde ihren Widerstand aufgibt und das umstrittene Grundstück der BIG überlässt, erhält sie 17 Hektar im Gebiet der so genannten Baustufe Fünf, am Rande der Marsch.

"Wir hatten letztendlich keine andere Wahl", berichtete Pastor Blüthner: "Ansonsten hätte uns die Enteignung gedroht und die Gemeinde, die auf die Pachteinnahmen angewiesen ist, wäre leer ausgegangen."

Einige der BI-Mitglieder wollten sich mit dieser Argumentation allerdings nicht zufrieden geben: "Dann hättet ihr die Flächen ja auch schon vor fünf Jahren abgeben und eine weitaus höhere Gegenleistung dafür herausschlagen können", hieß es aus den Reihen der Kritiker, während BI-Sprecherin Gisela Lohße-Trommsdorf die Enteignungsdrohung bezweifelte: "Ich glaube nicht dass es soweit gekommen wäre". Auch aus Kreisen der BIG ist derweil zu hören, dass ein Enteignungsverfahren offenbar nur für einen Teilbereich an dem eine Straße geplant ist, Aussicht auf Erfolg gehabt hätte.

Auch das bisher grüne Gemeindeland dürfte, wie die übrigen Flächen in der Bebauungsstufe zwei, nun bald zur Mondlandschaft werden. Foto: M. Koch
Mondlandschaft in der Marsch.

Blüthner betonte demgegenüber, dass es klare Anzeichen für eine anstehende Enteignung gegeben habe und die Gemeinde daher letztendlich dem Rat ihres Rechtsvertreters gefolgt sei. Letztendlich sei der Kirchenvorstand aber seiner Linie treu geblieben: "Wir haben immer gesagt 'Wir verkaufen nicht', uns aber gleichzeitig schon seit 2001 die Option für einen Tausch offen gehalten", betonte der Pastor: "Die Überraschung, dass wir nun tatsächlich zum Tausch bereit sind, kann ich daher nicht wirklich verstehen".

BI-Sprecherin Lohße-Trommsdorf zeigte sich derweil "auch menschlich schwer enttäuscht" darüber, dass die BI erst aus der Zeitung von dem jetzt endgültig anstehenden Deal erfahren musste: "Ich kann nicht nachvollziehen, warum Du uns nicht einfach angerufen hast, um uns darüber zu informieren", betonte sie an Blüthner gewandt.

"Der Entschluss zum Tausch ist uns keineswegs leicht gefallen: Das war eine Art Sterbebegleitung für die Marsch bei der wir quasi täglich in Verhandlungen waren und sozusagen nicht vom Bett des Patienten gewichen sind. Wir haben dabei schlicht nicht daran gedacht, Euch zu informieren, " erwiderte der Pastor, machte aber gleichwohl deutlich: "Der Tausch ändert nichts an unserer Grundeinstellung: Wir sind nach wie vor gegen die Bebauung der Marsch".

Ob die BI und die Gemeinde den Widerstand gegen das Gewerbegebiet allerdings auch zukünftig gemeinsam wach halten werden, blieb am Ende des Treffens zweifelhaft: Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen wollen die Marsch-Aktivisten nun im nächsten Monat entscheiden, wie und ob die gemeinsame Zusammenarbeit in der aus BI und Gemeindemitgliedern gebildeten "Arbeitsgemeinschaft Arberger Marsch" fortgesetzt wird.

Bremer Anzeiger, vom 24.09.2006; mit freundlicher Genehmigung.


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